Lage:
Der Kebnekaise befindet sich knapp 200
Kilometer nördlich des Polarkreises, westlich der Bergwerksstadt Kiruna.
Besteigung:
Vor der Stadt Kiruna zweigt einer sehr schmalen Strasse zum Samendörfchen Nikkaluokta ab. Dieser folgt man, nach ca.
100 km erreicht man dann einen Parkplatz an dem man das Fahrzeug kostenlos abstellen kann. Ab hier sind es nochmals rund 20 Km bis zur Fjällstation, in der man für sehr viel Geld, dafür aber äußerst
komfortabel, Übernachten und Essen kann. Rund 6 Kilometer der Strecke kann man mit einem Bootstaxi auf dem Laddjujaure zurücklege, dies spart Zeit und Kraft. Für ganz faule/reiche gibt es auch die
Möglichkeit, bei gutem Wetter, mit dem Helikopter direkt bis zur Station zu fliegen. (Allerdings bin ich ein strikter Gegner dieser Vergnügungen, da dies nur die Umwelt belastet und Leute in die
Wildnis bringt die dort einfach nichts verloren haben.) Von der Station ist es dann ein Tagesmarsch bis zum Gipfel und zurück über beide Varianten.
(Fjellstation-Kebnekaise-Fjällstation über den Östra Lenden - ca. 9 Stunden, 1.420 Höhenmeter, 16 Kilometer) Man hat die Möglichkeit über den Vestra Länden (Westweg) gletscherfrei auf den Gipfel zu gelangen oder über den technisch etwas anspruchsvolleren und viel interessanteren Östra Lenden (Ostweg), den Björlings Glacciär querend, über einige Felsstufen im 1 und 2 Grad auf den Gipfel zu kommen. Beide Routen bergen bei guten Bedingungen keine besonderen Schwierigkeiten für alpin erfahrene Bergsteiger, das mitführen von Steigeisen, bzw. der Ausrüstung für den Gletscher ist selbstverständlich. Die „Legende“, dass der Östra Lenden nur mit Bergführer gemacht werden darf, habe ich dem Internet entnommen, vor Ort wird es empfohlen ist aber nicht vorgeschrieben. (Beim Beobachten einiger geführter Gruppen konnten wir nur noch den Kopf schütteln und uns wundern das an diesem Berg nicht viel mehr passiert.)
Tipps:
Grundsätzlich ist in Skandinavien alles sehr teuer. Genug Geld einstecken, auf der Station muss man bar zahlen! Für Nutzer von Kreditkarten sei empfohlen sich vom Kreditinstitut eine Pin Nummer geben zu lassen, diese wird neben der Unterschrift, fast überall in Skandinavien, als zusätzliche Sicherheit verlangt Da die Fjällstation am viel frequentierten Wanderweg „Kungslenden“ liegt ist der Weg bis dorthin sehr gut ausgebaut und markiert. In der Hochsaison empfiehlt es sich die Betten vorab zu reservieren, auch wenn rund 200 davon zur Verfügung stehen. Der Weg sollte nicht unterschätz werden, es sind einige Höhenmeter zu bewältigen und es ist anstrengend auf den runden glatten Steinen zu laufen. Das Bootstaxi ist wirklich empfehlenswert, wie auch der Kaffee bei der alten Samenfrau an der Endstation. Empfehlung: Drei Tage einplanen für diese Tour.
1 Tag Nikkaluokta-Fjällstation
2 Tag Fjällstation-Kebnekaise-Fjällstation
3. Tag Fjällstation-Nikkaluokta-Kiruna
In Kiruna kann das größte Eisenerzbergwerk der Welt besichtigt werden, Eintrittskarten in der Touristeninformation. Achtung dort mit Taschendieben rechnen! (siehe Bericht) Einigermassen brauchbares Kartenmaterial, wie die Fjällkartan im Maßstab von 1:100.000, Blatt BD 8 Kebnekaise – Saltoluokta, erhält man vor Ort in Kiruna oder der Fjällstation.
Ausrüstu:ng Leichte Steigeisen sowie ein kurzes Seil sind ausreichend, bei vereistem Felsen oder Gipfelgrat kann ein Leichtpickel gute Dienste leisten. (Die Tour über die Westseite erfordert kein Seil, Steigeisen wegen dem oft vereisten Gipfelgrat seien aber empfohlen.) Dank dem schwedischen –Jedermannsrecht- ist das Zelten in der Natur erlaubt.
Die Geschichte zur Tour:
Da hatte ich nun Anfang August, auf dem Gipfel des höchsten niederländischen „Bergriesens“, dem Vaalserberg (323m), den Entschluss gefasst, alle höchsten Gipfel aller europäischen Länder
heimsuchen zu wollen. Das Projekt nannte ich „The European Summit Challenge“ und ich war unsterblich verliebt in diese verrückte Idee. Gleich nach meiner Rückkehr erfuhr ich, dass ich geschäftlich
für einen Tag nach Göteborg müsste und ein kurzer Besuch bei einem Kunden in Västras
anstand. Dies brachte mich auf die Idee Urlaub und Geschäft miteinander zu verbinden und den Kebnekaise als nächstes Ziel anzuvisieren. Da unser Urlaubsziel für 2004 noch nicht fest stand, erzählte
ich Edith von meiner Idee. Mein Schatz, selber bergsteigerisch sehr ambitioniert, stand
dem Gedanken, den Kebnekaise zu besteigen, nicht komplett ablehnend gegenüber, allerdings hätte ihr ein Strandurlaub wohl mehr zugesagt. Vorab sei noch erwähnt: sie hasst lange Autofahrten! Ein wenig
Überzeugungsarbeit meinerseits und schon waren wir am Vorbereiten und Packen.
Das Auto wurde mit Dachbox und Reservekanister ausgerüstet, die hintere Sitzbank umgelegt und Unmengen von Lebensmitteln, Getränken, Kocher, Zelt und so weiter verschwanden im Wagen. Die
Bergausrüstung kam in die Dachbox, die Überfahrt mit der Fähre von Rostock nach Trelleborg wurde gebucht. Dann nahm ich mir eine Europakarte und ein Lineal, legte dies an unserem Wohnort an
(ein
langes Lineal) und drehte dieses Lineal Richtung Osten. Die Stelle, die vorher am Kebnekaise anlag, lag nun bei Vladimir ca. 200 Km östlich von Moskau an. Beim Weiterdrehen lag die Markierung einiges
hinter Ankara und schließlich irgendwo in der afrikanischen Wüste, dann immer nur außerhalb der Karte. Fast 3.500 Kilometer, ich wurde erstmal ganz still und beschloss, das erst einmal für mich zu
behalten. Die Fahrt bis Rostock war kurzweilig mit Zwischenhalt und Besuch bei meinen Eltern, einem kurzen Stopp in Wittenberg und am Müritzsee. In Rostock angekommen hatte die Fähre Verspätung, fuhr
dann als sie fuhr nur mit halber Motorkraft, wegen technischen Problemen. Da hatte ich doch extra eine Schnellfähre gebucht…Von Trelleborg ging es über Göteborg, Västeras Richtung Norden. Der
Einkaufsleiter unseres Kunden in Schweden hatte mir noch eingeschärft unbedingt
den Midlandvägen zu nehmen, diese Strecke sei zwar langsamer, dafür aber die landschaftlich schönere Strecke nach Norden. Über viele Campingplätze, welche allesamt mit polnischen Beerenpflückern
überbevölkert waren, arbeiteten wir uns Richtung Norden hoch. In Deutschland und Südschweden war es heiß, (um 30°C). Je weiter wir nach Norden kamen desto kühler wurde es und die Nächte blieben hell.
In Nikkaluokta angekommen, liefen wir, nach dem langem „Im-Auto-Sitzen“, voller Tatendrang los. Die Landschaft war beeindruckend und der Weg war sehr gut zu finden. Der Weg zur Fjällstation ist mit 4
Stunden angegeben, dies bedeutet einen Schnitt von ca. 5 Km in der Stunde. Wir liefen nicht langsam, nutzten das Bootstaxi, was uns 6 Kilometer ersparte und eine
tolle Bootsfahrt auf dem Laddjujaure, mit toller Aussicht auf den Kebnekaise, brachte. Trotzdem brauchten wir die angegebenen 4 Stunden. Unterwegs lernen wir: Um in Schweden zu Wandern brauchst Du
einen dicken Birkenknüppel mind. 1,5m lang und richtig schwer, Gummistiefel und einen Rucksack der mannshoch ist und an dem außen dann Kochgeschirr und andere lärmende Utensilien angebunden werden.
In der Fjällstation angekommen, entschieden wir uns, aus Kostengründen
für eine Übernachtung im Lager. Dieses stellte sich aber als ein sehr komfortables 10er Zimmer mit Doppelstockbetten, Waschmöglichkeit und sauberen Toiletten, raus. Das Essen, im riesigen Restaurant,
soll laut der Werbung phantastisch sein, leider war es uns zu teuer. Für zwei Sandwisch, zwei Bier, zwei Zitronensprudel und zwei Muffins, zahlten wir knapp 50,- Euro.
3.00 Uhr starten wir, es ist taghell. Wir gehen gemütlich, sind allein unterwegs, der Weg ist
Anfangs leicht zu finden. Später an einem Bachbett ist der Weg weggespült und etwas schlecht erkennbare Wegspuren führen weiter Richtung Gletscher. Am Rand des Gletschers machen wir eine Pause. Der
Gletscher ist flach und hat kaum Spalten, da kaum Schnee auf der Oberfläche ist hätten wir uns das Anseilen eigentlich sparen können. An der Felspassage angekommen, erwarten uns ein Fixseil sowie ein
riesiger Haufen weggeworfener Birkenknüppel. Bis hier hatte man sie tapfer
mitgeschleppt um sie dann zu entsorgen. Das Gelände ist einfach, Kletterei bis maximal zum II. Grad. Wir gehen frei und sind schnell auf der Schutthalde, die sich Richtung Toppen-Hütta hinzieht. An
der Gipfelhütte genehmigen wir uns erneut eine Pause. Die Hütte ist klein und bietet höchstens 4 Leuten eine Notunterkunft. Weiter geht es, das letzte Stück über ein etwas steileres Firnstück zum
Südgipfel. Von hier zieht sich ein messerscharfer Firngrat, mit einer recht ordentlichen Wechte, zum Nordgipfel. Nahe dem Grat ist ein deutlicher Riss im Firn. Edith beschließt am Südgipfel auf mich
zu warten. Ich taste mich vorsichtig unterhalb vom Riss am Grat entlang, bis zum Nordtoppen.
Der Anblick des Grats von dieser Seite begeistert mich. Nachdem ich dem Nordgipfel einen Steinmann verpasst habe, kehre ich zu Edith zurück. Abstieg über den gleichen Weg. Am Rand des harten
Firnkegels kommt uns ein Sologeher vom Westweg entgegen. Da er aber keine Steigeisen dabei hat, dreht er wieder um. In der Felspassage begegnet uns dann ein älterer Herr mit einem jungen Mädel, wir
sind entsetzt, beide sind mittels einer Wäscheleine, welche um den Bauch gebunden ist, verbunden, an den Füssen ausgeleierte Turnschuhe. Mein zaghafter Versuch, darauf Aufmerksam zu machen wird
belächelt. Am Fuß der Kletterpassage richten wir unsere Gletscherausrüstung. Eine Gruppe von 28 Personen!!! kommt uns entgegen, alle an nur einem Seil, in Abständen von ca. einem Meter. Der
Bergführer nimmt das Seil, samt den vorgeknoteten Schlaufen zum Einbinden, auf und verstaut es beim Fels. Dann erklärt er (wie eine Stewardess) wie man den Helm benutzt und sich mittels einer
Bandschlinge, klettersteigartig, am Fixseil sichert. Ein Teil der Leute liegt völlig erschöpft am Boden, ein anderer Teil betrachtet neugierig unsere Ausrüstung. Die wenigsten hören ihm zu. Wir
wollen nur schnell weg hier. Am anderen Ende des
Gletschers angekommen, begegnet uns noch mal eine Gruppe schwedischer Bergsteiger, alle mit dicken Birkenknüppeln, Edith weist einen von ihnen daraufhin das sich seine Steigeisen gelöst haben. Er
versteht aber nicht was sie meint. Beim näheren Betrachteten sehen wir, es sind Steigeisen mit Step-In-Bindung, diese sind mit Reepschnüren unter ganz normale Wanderschuhe geschnürt und
schlagen bei jedem Schritt wild in der Gegend rum. Uns wundert ab jetzt nichts mehr. Das Wetter wird schlechter und es beginnt zu leicht schneien. Gegen 14 Uhr sind wir wieder an der Hütte und machen
eine Stunde Pause, um dann weiter in Richtung Nikkaluokta zu laufen. Inzwischen regnet es und die Mücken fallen über uns her. Knapp schaffen wir es das letzte Bootstaxi des Tages zu
erwischen. Edith ist fix und fertig, sie weint still vor sich hin, ich bereue den Entschluss noch am gleichen Tag zurück zu laufen zutiefst. Sie tut mir unendlich leid, was habe ich da nur
angerichtet. Irgendwann sind wir am Auto, ich helfe ihr auf den Beifahrersitz und verstaue notdürftig unsere Ausrüstung, um sofort in Richtung Kiruna zu starten. Mitternacht sind wir endlich da, das
erst beste Hotel steuere ich an, der Preis ist mir scheißegal. Ich trage Edith ins Zimmer und mache uns etwas zu Essen, dann endlich schlafen. Am späten Vormittag checken wir aus und fühlen uns nach
dem Schlaf, der Dusche und einem gutem Frühstück wieder wie neugeboren. Wir bummeln durch Kiruna, nicht wirklich eine schöne Stadt. An der Touristeninfo kaufe ich zwei Eintrittskarten für das
Bergwerk. Als ich wieder am Auto ankomme habe ich keinen Geldbeutel mehr in der Tasche. Alles ist weg, Personalausweis, Führerschein, Fahrzeugpapiere, Kredit und EC Karte sowie unser gesamtes
Bargeld. Was mich besonders ärgert, einer der Speicher-Sticks meiner Kamera mit über 100 Bildern ist auch weg. Ich Idiot hatte alles am Mann, wir sind in Schweden, im hohen Norden, was soll da schon
passieren? Ich bin fertig mit der Welt. Wir haben noch 3.500 Km bis nach Hause und nur noch ein paar lausige Kronen in der Tasche. Wir suchen alles ab, gehen zur Polizei, erfolglos. Dort nimmt man
den Fall auf und erzählt von russischstämmigen Einwanderern und das seit dem diese im Ort sind, schon immer mal was abhanden kommt. Ich lasse sofort die Karten sperren, Visa macht mir klar, ein
Notgeld überweisen, kein Problem, wohin? Kiruna? Welcher Teil Europas ist das? Nächst größere Stadt? Schweden, ok, kein Problem, Stockholm, Malmö, Göteborg, da können wir was organisieren. Mein
Einwand, dass es bis dahin 1.500 Km sind verhallt ungehört. Enttäuscht lege ich auf. Nun bin ich den Tränen nahe. Edith gelingt es die Eintrittskarten zurück zu geben. So haben wir wenigstens dieses
Geld wieder. Dank unseres Reservediesels, sparsamer Fahr und Lebensweise und hilfsbereiter Schweden, schaffen wir es bis Trelleborg. Die Rückfahrt mit der Fähre ist bezahlt und zurück in Deutschland,
kommen wir wieder an Bargeld. Der zweite Berg in meinem Projekt entpuppte sich als Abenteuer und echte Herausforderung. Trotz allem Negativen war es eine tolle Tour, die ich nicht missen möchte. Fast
7.000 Km durch Europa (beide Wege) Beeindruckt haben mich die Weite der Landschaft und die Einsamkeit. Schweden ist flächenmäßig größer als Deutschland und hat nur 8 Millionen Einwohner, die meisten
davon leben in Süd-Schweden.