Bestiegen am 01.10.2018 solo
Der höchste Berg der Türkei ist der Ararat mit 5.137m über Null. Der Berg liegt in Kurdistan, im Grenzgebiet zwischen Türkei, Armenien und Iran. Diesen habe ich am 05.08.2015 erledigt. Mehr dazu hier: Türkei
Mahya Dagi,
höchster Punkt des europäischen Teils der
Türkei.
Oder mit dem Mietwagen auf den Hügel...
30.09.2018
Wieder einmal ging es auf, zu einem Kurztrip, um meine Sammlung der höchsten Punkte aller europäischen Länder bzw autonomen Verwaltungseinheiten, zu
vervollständigen.
Via Zürich ging es mit Türkisch Airlines nach Istanbul.
Noch ziemlich müde, die Nacht vorher verbrachte ich bis zum frühen Morgen als Gast auf einer Hochzeit, genoss ich den komfortabelen Flug mit der TA.
Am Flughafen in Istanbul hatte ich mir vorab einen kleinen Mietwagen reserviert, mit dem sollte es in das gebuchte Hotel gehen, welches direkt in der Altstadt
Sultahmet gelegen.
Zuvor galt es die Wartezeit am Einreise- und am Mietwagenschalter zu überstehen und ein wenig Geld umzutauschen. Irgendwann, kaum waren zweieinhalb Stunden nach
Anreise vergangen, hatte ich endlich meinen Mietwagen und stürzte mich, in Ermangelung eines mobilen Navigationsgerätes, mit dem Smartphone auf dem Schoss, in den abendlichen Verkehrswahnsinn von
Istanbul. Tapfer versuchte ich eventuelle tief in mir verborgene osmanische Gene, von denen ich eigentlich nichts wusste, zu aktivieren und hupte, gestikulierte und schlängelte mich durch den
Verkehr. Ohne mich auch nur einmal zu verfahren kam ich am Hotel an und war unendlich stolz auf mich. Leider war gerade niemand da dem ich es hätte erzählen können, die einheimischen Osmanen hätten
vermutlich die Grösse dieser Leistung gar nicht erkannt, da sie diese Übung ja quasi tagtäglich absolvierten. Ich nannte mich, angesichts dieser Leistung, selbst ab sofort
Matze-Achmette.
Im Sura Hagia Sophia Hotel checkte ich ein, dass Personal war unglaublich freundlich und hilfsbereit. Mein Zimmer, welches für ein 5 Sternehotel, in die Kategorie
„geht in Ordnung“ fiel, war in Ordnung ;-)
Das Restaurant gegenüber hatte bis Mitternacht geöffnet, somit stand einem Abendessen mit anschliessender Alkoholisierung nichts im Wege. Irgendwann nach Mitternacht
fiel ich dann in einen Koma ähnlichen Schlaf, der Plan um 7:00 Uhr aufzustehen und spätestens um 8:00 Uhr zu meiner Bergtour zu starten, scheiterte grandios am nicht gestellten Wecker. Nach einem
einigermassen genießbaren Frühstück fuhr ich gegen 10:45 Uhr los, in Richtung Erdine bzw Richtung Europa/Bulgarien. Aus Istanbul heraus wurde der Verkehr überschaubarer und auf gut ausgebauter
Autobahn ging es Richtung Norden. Die Musik im Radio nervte und auf meinem Iphone war ohne Datenroaming leider nur das „Panzerlied“, „Wir lieben Südwest“ und „Heia Safari“ verfügbar, worauf ich dann
doch besser verzichtete. (Notiz an mich selbst: Verdammt ich muss dringend meine lokale Songliste löschen und neu anlegen)
Irgendwann ging es von der Autobahn runter auf eine Landstrasse, an der Mautpassage nehme ich prompt die falsche Spur und es ertönt ein Alarmsignal. Ich habe keine
Ahnung wo der Fehler liegt, halte an und steige aus. Aus dem angrenzenden Gebäude kommt ein Mann und meint ich soll weiter fahren, es gibt keine Probleme. Offensichtlich hatte ich die LKW Spur
genommen.
Nun geht es in Richtung Berg. Die Strassen werden enger und auch etwas schlechter, alles in allem aber gut ausgebaut. In einem kleinen Dorf halte ich auf dem Dorfplatz
an einer Teestube.
Es sitzen etliche alte Männer auf der Terrasse und trinken Tee. Als sie realisieren das ich auf sie zukomme, werden sofort Stühle gerückt und Platz gemacht, damit ich
mich dazu setzen kann. Der Wirt bringt Tee und lehnt das Geld dafür ab. Was für eine Gastfreundschaft. Nach kurzer Pause geht es weiter und mit nur einmal verfahren finde ich den Weg zur
Radarstation.
Es ist neblig, die Bergkuppe hüllt sich in Wolken. Höher und
höher fahre ich die steile gepflasterte Strasse hinauf. Ein Fahrzeug kommt mir entgegen, die Insassen schauen etwas verwundert, aber niemand macht anstalten mich aufzuhalten. Dann kommen diverse
Schilder, welche die weitere Fahrt untersagen. Blöderweise sind die nur am Anfang auf türkisch, später auch eindeutig und unter anderem auf deutsch. Aber ich will da hoch und fahre weiter. Plötzlich
stehe ich vor einem offenen Tor, links von mir befindet sich eine grosse Radaranlage. Nebel zieht über den Berg, die Sicht reicht nur ein paar Meter. Kein Soldat ist zu sehen. Ich mache schnell ein
paar Fotos und trage die Tour via GPS Tag in die Peakhunter App ein. Immer noch ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Ob das wohl am miesen Wetter liegt? Bevor dann doch jemand kommt wende ich das
Fahrzeug und steuere wieder abwärts. In einer Kurve weiter unten mache ich Pause und muss erst einmal kurz aussteigen. Man bin ich froh das das geklappt hat. Somit ist Länderpunkt 57 abgearbeitet und
ich bin mal wieder, vermutlich kurz, auf Platz 2, punktgleich mit einer schwedischen Bergsteigerin.
Die Rückfahrt nach Istanbul verläuft ohne nennenswerte Ereignisse und völlig übermüdet komme ich spät abendsam Hotel an. Der Verkehr kurz vor Istanbul und in der Stadt erforderte nochmals alle Konzentration.
Nach einer heissen Dusche, frisch angezogen, geht es auf zu
meiner kleinen persönlichen Gipfelfeier. Ein hervorragendes Abendessen und reichlich guter türkischer Weisswein, runden diesen Abend ab. Schon sitze ich wieder da und mache Pläne. Welcher, der noch
zu erledigenden 6 Berge, könnte dieses Jahr noch abgehakt werden? Der Slaettaratindur auf den Fäeröer Inseln vielleicht? Man wird sehen.
Den nächsten Tag verbringe ich als Tourist in der Stadt. Laufe durch die Altstadt, geniesse das Treiben und probiere hier und da etwas vom Essen.
Der Nachmittag geht für eine Bosborus Bootsfahrt drauf, bei schönstem Sonnenschein geniesse ich die Aussicht und die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Istanbul ist schon
eine spezielle Mischung aus diversen Kulturen.
Am nächsten Morgen muss ich extrem früh raus, der Mietwagen muss voll getankt wieder zurück. Dann ab zu Flughafen und ein komfortabler Rückflug (ich habe die komplette
Sitzreihe für mich alleine) bringt mich zurück nach Zürich.
Es war eine schöne Kurzreise, für Istanbul hätte ich ein bis zwei Tage mehr Zeit haben sollen, aber das war termintechnisch nicht drin...
Matthias alias Matze-Sherpa