Griechenland: Olympus 2.917m

Bestiegen am 04.04.2015 Winter solo

 

40° 5' 8'' N; 22° 21' 31'' E
40.085657, 22.35868 (Dec Deg)
615833E 4438149N Zone 34 (UTM)

Mt. Olympus, Mitikas
02. bis 03.04.2015 

Am 02.04.2015 starteten Edith und ich in unseren Griechenland Urlaub. Per Flugzeug von Stuttgart nach Thessaloniki und Transfer nach Lithochoro. Edith hatte hier ein 5 Sterne Hotel direkt am Meer gebucht. Nach einem ausgiebigen Abendessen, geht es früh zu Bett und am nächsten Morgen mit einem gigantischen Frühstücksbuffet in den Tag. Unser Mietwagen wurde pünktlich um 9:30 Uhr vor das Hotel gestellt, leider ziehen sich die Formalitäten etwas in die Länge und wir müssen den Überbringer des Autos erst zurück nach Katerini zurück fahren. Das kostete uns etwas Zeit. Wir fahren zum Parkplatz Prionia auf knapp über 1.000m. Hier erfahren  wir, dass auf Grund der, in diesem Frühjahr, extremen Schneemassen und der aktuellen Lawinensituation alle Wege in Richtung, dem ohnehin geschlossenen Refuge A (Spilos Agapitos), unpassierbar seien. Auch wäre der Übergang zum höher gelegenen Refuge Kakalos (unser erstes Ziel) nicht passierbar. Also zurück zum Parkplatz Gortisia auf knapp über 1.110 m. Von hier ist unser erstes Ziel die Hütte Petrostrouga auf 1.950m.

 

Nach ca. 3 Stunden stehen wir an der Hütte. Diese ist geschlossen, hat aber einen Winterraum in dem bereits zwei junge Alpinisten aus Israel sind. Platz ist genug vorhanden, aber wirklich einladend ist es nicht. Das Wetter wird nun zunehmend schlechter. Edith machte den Vorschlag das wir noch am gleichen Tag den Gipfel versuchen sollten, um dann am Tag darauf frühzeitig abzusteigen. Wir gingen los und schon nach einigen hundert Höhenmeter kehrte Edith wieder um. Sie fühlte sich nicht 100%ig und das Wetter schlug nun endgültig um. Ich steige weiter, bis über die Baumgrenze, dann zum Mt. Madress 2.248m und bis zum Mt. Skourta auf 2.475m. Hier ist der Wind dann bereits so stark, dass es mich zweimal von den Füssen holte. Es schneit inzwischen ziemlich stark, dies in Verbindung mit dem starken Wind sorgte dafür, dass meine eigenen Spuren nach knapp 10 Minuten weg sind. Unter diesen Bedingungen ist an Weitergehen nicht zu denken. Ich schaue nochmal zum Grat, welcher vom Mt. Skourta in Richtung Mitikas führt und es war absolut klar, bei diesem Wind hätte ich keine Chance da rüber zu kommen. Schnellen Schrittes ging es auf Schneeschuhen wieder zurück zur Hütte. Edith war über mein Umkehren sichtlich erleichtert. Die beiden jungen Israelis hatten ihr inzwischen Tee gekocht und für ein mehr oder weniger gutes Feuer im schlechten Kamin gesorgt. Nasses Holz und viel Rauch... Inzwischen waren noch zwei Engländer eingetroffen, welche auch hier übernachten wollten. Kurz darauf trafen noch zwei junge Frauen aus Griechenland ein. Da das Wetter nun extrem schlecht wurde, schwand meine Hoffnung auf den Gipfel. Mein Vorschlag an Edith: nicht im Winterraum übernachten, Abstieg und Rückkehr zum Hotel und ich versuche es allein in der nächsten Woche, falls das Wetter es zulässt. Edith war einverstanden und wir marschierten los. Nach ca. 100 Höhenmeter Abstieg kam uns ein Bergsteiger mit grossem Rucksack entgegen. Wir plauderten kurz und es stellte sich heraus: es war der Hüttenwart Nektarius von der Petrostrouga Hütte. Er meinte, das Wetter wird morgen gut, die Hütte ist schnell warm, Abendessen, Bier und Wein sind vorhanden... also kein Grund weiter abzusteigen. Somit kehrten wir um und gingen wieder hoch zur Hütte. Die Engländer waren froh, dass die Hütte geöffnet wurde und die beiden Jungs aus Israel meinten, dass sie lieber im Winterraum bleiben möchten. Sie hatten einfach kein Geld um sich die Übernachtung leisten zu können. Edith und ich sahen uns kurz an und ohne Diskussion wurden die Beiden von uns eingeladen. Sie hatten deutlich Mühe das Angebot anzunehmen, aber wer Edith kennt weiss, es gibt keine Widerrede.

 

Die Hütte ist super ausgestattet, saubere Toiletten, gutes Essen, bequeme Betten, Decken, Hüttenschuhe, alles was man braucht. Es wurde ein lustiger Abend, zusammen mit den beiden Engländern und Noam und Michael aus Israel. Am nächsten Morgen perfektes Wetter, traumhafter Sonnenaufgang neben dem heiligen Berg Athos. Edith fühlt sich krank, sie hat starkes Kopfweh und Übelkeit. Sie bekommt nichts runter und muss das wenige Wasser was sie getrunken hat bald wieder ausspucken. Ich gebe ihr Zeit und hoffe einfach das sie mitkommen kann. Am liebsten würde sie sofort absteigen. Irgendwann beschliesst sie, es zu versuchen. Wir verabschieden uns von unseren neuen Freunden. Kurz nach 9:00 Uhr laufen wir los und die Landschaft, die ich am Tag davor nicht geniessen konnte, zeigt sich nun von ihrer schönsten Seite. Der Schnee glitzert in der Sonne, die Bäume stehen da wie in einem Zauberwald, ab 2.300m der Blick zum Mitikas, zur Stefani und runter zum Meer. Einfach traumhaft. Wir kommen relativ gut voran und holen die beiden Engländer bald ein. Bis zum Mt. Skourta 2.475m geht es mit Schneeschuhen problemlos voran. Ab hier begibt man sich auf einen schmalen Grat, der mit einigen Gegenanstiegen bis kurz vor das "Plateau der Musen" auf ca. 2.600m leitet. Wir legen die Steigeisen an und dank gutem Trittfirn ist alles kein Problem. Am Ende vom Grat wartet ein Fixseil, hier geht es noch einmal ca. 15m steil hoch, was aber auch ohne das Seil machbar wäre. 


Generell gilt in diesem Gelände aber, stürzen ist absolut verboten! Links und rechts geht es hunderte Meter steil runter. Nun zieht sich der letzte Kilometer bis zur Kakaloshütte auf 2.650m. Dort angekommen beschliesst Edith auf mich zu warten, sie braucht die Kraft für den Abstieg. Ich habe grössten Respekt vor ihrer Willensleistung, dass sie noch bis hier hoch gestiegen ist. Ich packe das ganze Kletterequipment aus, Seil, Karabiner, Gurt, Eisschrauben usw.. Wenn ich allein unterwegs bin kann mich niemand sichern, ergo warum soll ich das mitschleppen.

 

Die Traverse von der Kakalos Hütte unterhalb des Berges Stafani verbietet sich auf Grund der Lawinensituation. Ich steige ca. 150 bis 200 Höhenmeter ab, zum Beginn des steilen Grates in Richtung Mitikas. Der Grat ist auf Grund des guten Trittfirn relativ einfach zu klettern, dann kommt das erste Hindernis und zwei Optionen. Eine Traverse führt zu einem ca. 20m breiten Couloir, welches steil aber gut machbar aussieht und zurück auf den Grat leitet oder rechts eine sehr schmale, ca. 25m lange, sehr steile, mit Fels durchsetzte, Eis und Schnee gefüllte Rinne. Ich versuche die Traverse und ab der Mitte wird der Schnee extrem körnig, unstabil und ich bekomme Bedenken dass der ganze Kram abrutschen könnte. Deshalb drehe ich um und beschliesse mein Glück in der Rinne zu versuchen. Es ist Kletterei im 3. Grad, mit Steigeisen und ohne Sicherung, die Schneeauflage auf dem Fels reicht nicht zum Klettern, somit muss ich jeden Griff und Tritt erst freilegen, schön ist anders... Nach einigen wackligen Metern bin ich durch und wieder auf dem Grat. Von hier geht es wieder in heiklen Traversen unterhalb der Felswand durch zum Teil grundlos tiefen Schnee. Ich bahne mir meinen Weg und bin oft bis zur Hüfte eingesunken. Dann erreiche ich das Couloir, welches zum Gipfel leitet. Steil, aber heute mit recht festem Schnee gefüllt, ist diese Rinne recht gut machbar. Der Wind am Gipfel nimmt zu und von oben kommen immer wieder Eis- und Schneebrocken durch die Rinne, blöd... Helm habe ich keinen dabei. Also nach oben schauen, ausweichen, immer sicher stehen. Nach 1 Stunde und 55 Minuten ab Kakalos Hütte, stehe ich auf dem Gipfel (auf der Hütte hatte man mich von oben bis unten gemustert und gemeint ich sollte mal mit drei Stunden rechnen, da war der Dicke dann doch nicht sooooo langsam.) 

 

Oben pfeift ein starker Wind, Gipfelbucheintrag, Fotos und der Beweis-Click auf der Peakhunter GPS App und dann geht es wieder runter. Jeder Schritt muss hier sitzen, das Gelände und die Bedingungen lassen absolut keinen Ausrutscher zu. Der Schnee ist hart und ich hätte bei der Steilheit keine Chance, einen Sturz zu bremsen. Langsam taste ich mich nach unten. Irgendwann kommt die Hütte in Sicht und nach 3:36h stehe ich wieder vor der Hütte. Hier kurz einen Tee trinken und weiter, wir wollen heute noch runter in's Tal. Wenn es nach mir gegangen wäre, eine Nacht mehr in der Hütte, kein Problem. 17:15 Uhr gehen wir an der Kakalos Hütte los. Edith macht ordentlich Tempo, die Gegenanstiege geben mir jetzt fast den Rest. Wir steigen ein zweites Mal an diesem Tag über den Mt. Skourta, vorbei an der Petrostrouga Hütte geht es runter zum Auto, die letzten 1,5 Stunden in absoluter Finsternis durch den Wald. Die Wege sind gut markiert, aber der Abstieg erfordert noch einmal höchste Konzentration von uns Beiden. Für mich sind es an diesem Tag über 1.200 Höhenmeter Aufstieg und weit über 2.000 Höhenmeter im Abstieg. Kurz nach 21:00 Uhr am Auto angekommen, nun schon über 12 Stunden auf den Beinen, schnell aus den Schuhen raus und runter nach Lithochoro. Wir finden ein gutes Restaurant in dem wir auf unsere gemeinsame Tour und meinen Gipfelerfolg anstossen. Es tut mir unendlich leid für Edith, dass es für sie nicht geklappt hat. Wären wir aber zu zweit gegangen, wir hätten dann doch auf der oberen Hütte übernachten müssen. Denn ich hätte an vielen Stellen gesichert und dies bedeutet extrem viel Zeitverlust.

Nun sind wir wieder im 5 Sterne Hotel am Meer, pflegen unsere kaputten Füsse und geniessen den Luxus und den Überfluss. Den Rest der Ferien werde ich mich jedenfalls maximal zwischen Bett, Frühstücksbuffet, Pool, Sauna und Restaurant bewegen.
Matthias (alias Matze-Sherpa, der faulste Bergsteiger der Welt) 

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