Serbien: Midzor 2.169m

Bestiegen am 05.08.2009 mit Edith, Ante und Frank

 

43° 23' 41'' N; 22° 40' 55'' E
43.3946953, 22.68191814 (Dec Deg)
636211E 4806020N Zone 34 (UTM)

Auf dem Midzur

04.08.2009 Sarajevo/Bosnien - Babin Zub Hut
/Serbien
543 Km, Offroad 35Km

Nach einem ausgiebigen Frühstück verlassen wir
Sarajevo. Das heißt, wir versuchen es. Das Navigationssystem im Auto hat Karten
nur für die Hauptstrecken und Hinweisschilder in Richtung serbischer Teil von
Bosnien sind Mangelware. Wir fahren und verfahren uns nach Kompass
stadtauswärts. Jede Umleitung wird zum Abenteuer, aber irgendwann schaffen wir
es. Das erste Mal, dass ich den Kompass im Rückspiegel benutze, bisher hielt
ich den für völlig überflüssig. Aber im weiteren Verlauf der Tour entpuppt er
sich noch als wichtige Orientierungshilfe. Einige Kilometer außerhalb von
Sarajevo gibt es laut Karte zwei Möglichkeiten, eine rot gekennzeichnete
Hauptsstrasse führt kurvenreich durch die Berge, eine gelb eingezeichnete
Nebenstrecke geht recht gerade unserem Ziel entgegen. Wir fahren die gelbe
Strecke und nach ca.
10 Kilometer bekommt unser
Auto den ersten echten Offroad Einsatz. Mitten durch die Berge schlängelt sich
die uralte Strasse, unzählige grob in die Felsen gehauenen Tunnel, wacklige
Brücken und zum Teil Schwindel erregende Abgründe fordern die volle
Konzentration. Zahlreiche neben dem Weg aufgestellte Minen Warnschilder
begleiten uns für die nächsten Stunden. Die Landschaft ist spektakulär. In
völliger Einsamkeit spulen wir die Kilometer runter. Wieder zurück auf der
Hauptstrasse sind wir uns einig, die
rote Strecke wäre die schnellere gewesen. Die Ausreise nach Serbien gestaltet
sich recht problemlos. Die bosnischen Zöllner winken uns durch ohne unsere
Papiere anzuschauen. Auf der serbischen Seite werden Papiere und Auto sehr
unfreundlich kontrolliert. Eine junge Frau macht die „Endkontrolle“. Über
soviel Arroganz und Unfreundlichkeit kann ich nur den Kopf schütteln. Wir
bleiben höflich und lächeln, dann geht es weiter in Richtung Tagesziel.

Wir stellen uns dem serbischen Alltagsverkehr.
Um hier zu überleben ist die volle Konzentration notwendig. Es wird gedrängelt,
geschnitten, ausgebremst und so weiter, Vorfahrtsregeln und Sicherheitsabstand
scheinen nur gut gemeinte Empfehlungen zu sein. Dafür sind die Straßenränder
mit Kreuzen und Gedenktafeln übersät. Dann tobt ein heftiges Unwetter mit
Hagelschlag. Zum Teil ist es so heftig das wir anhalten müssen weil wir nichts
mehr sehen können. Unter Bäumen suchen wir Schutz vor dem Hagel. Dann macht es
wieder auf, ein Regenbogen und später ein wunderschöner Sonnenuntergang
versöhnen uns mit dem Tag. Es geht von der Hauptstrasse runter auf Nebenstrecken in Richtung Topli Do/Knjaževac.
Im serbischen Hinterland passieren wir kleine Dörfchen. Diese sind in einem
schlimmen Zustand. Viele Häuser sind leer, die Schulgebäude verfallen. Wir sehen
überwiegend alte Menschen. Die Strassen werden wieder abenteuerlicher und wir
fahren die letzten Kilometer zur Berghütte „Babin Zub“, auf ca. 1600m, in
völliger Dunkelheit. Hier angekommen werden wir freundlich empfangen und wir
lernen Ante, einen kroatischen Bergsteiger, kennen. Er ist zusammen mit einem
Deutschen, welcher in Liechtenstein lebt, unterwegs. Beide haben das gleiche
Projekt, sind somit Konkurrenten, sie sind aber genau in umgekehrter
Reihenfolge unterwegs. Unser erster Berg auf dieser Tour ist für sie der
letzte. Frank, der Deutsche, ist krank und liegt im Bett. Vermutlich hat er
sich mit Salmonellen angesteckt. Wir versuchen ihm mit einigen Tabletten und
Ratschlägen zu helfen. Der Abend wird sehr lustig und lang. Es stellt sich im
Gespräch heraus, dass ich bei meiner Dinara Besteigung in 2006, Ante’s Vater
und seinen Onkel getroffen hatte. Diese hatten mir Schnaps angeboten als ich
deren Hütte im Dinara Gebiet passierte. Wir tauschen uns aus über bestiegene
Berge und unerledigte Projekte aus und erhalten viele wertvolle Informationen
zu unserer geplanten Tour.

05.08.2009 Babin Zub – Midzur – Borowetsch   252 Km, Offroad 15
Km

Draußen tobt seit Stunden ein heftiges Gewitter.
Es scheint als ob der Midzur (2.169m) für beide Teams in die Ferne rückt. Edith
legt sich wieder ins Bett, Ante und ich sitzen tatenlos rum und warten. Gegen
Mittag hellt es kurz auf. Ein alter serbischer Schäfer erzählt uns, er sei vor
Jahren einmal mit seinem Lada Niva bis kurz unter dem Gipfel gefahren. Ich
denke mit dem Volvo geht es vielleicht auch. Also wird das Auto ausgeräumt,
alles was nicht unbedingt benötigt wird kommt raus, Rücksitze wieder hochgeklappt,
Ante und Frank sitzen hinten und wir fahren los. In der Ferne grollt das
Gewitter. Durch abenteuerliches Gelände quält sich der XC90 dem Midzur
entgegen. Hin und wieder steigt Edith aus um mich zu dirigieren, teilweise
fahre ich blind, da ich auf Grund der Motorhaube nicht sehen kann wohin ich fahre.
An Kuppen sehe ich einfach nur den Himmel und muss seitlich aus dem Fenster
schauen oder Edith vertrauen. Wir sehen zwei "schlafende" Kühe!? Edith geht näher
hin um festzustellen das die einfach nicht mehr geweckt werden können. Mit großer
Wahrscheinlichkeit wurden sie vom Blitz getroffen. Also schnell wieder ins Auto
und weiter. Tatsächlich ist 50m unterhalb vom Gipfel die Fahrt zu Ende. Wir
gehen so schnell es Frank’s Zustand erlaubt in Richtung Gipfelstein, schießen
die obligatorisch Gipfel-Beweisaufnahmen und schauen das wir sofort wieder in
das schützende Auto kommen. Die Luft ist elektrisch aufgeladen und das Gewitter
kommt wieder zurück. Glücklich über das Gelungene geht es zurück in Richtung
Babin Zub Hütte. Es müssen einige schwierige Streckenabschnitte bewältigt
werden, welche mir Bergauf viel einfacher erschienen, dann sind wir bei Bier
und serbischen Essen wieder zusammen in der warmen Hütte. Edith und ich beschließen
den Rest des Tages zu nutzen um so weit wie möglich Richtung Bulgarien zu
kommen.

Es läuft recht gut für uns und wir schaffen es,
trotz sinnflutartigen Regenfällen, mitten in der Nacht in Borowetsch, einem
bulgarischen Skiort, anzukommen. Auf dem Weg Unmengen von Polizeikontrollen,
Geschwindigkeitsmessungen, teils im strömenden Regen. In Sofia regnete es
innerhalb kürzester Zeit
250 Liter pro Quadratmeter.
Alles ist überschwemmt. Zum Teil sehen die Strassen wie Flüsse aus. Aber wir
kommen durch, verfahren uns nur kurz, finden wieder den richtigen Weg und
mieten uns ein Appartement in einem recht noblen Hotel. Außerhalb der Skisaison
ist hier absolut nichts los und so können wir zu bezahlbaren Konditionen hier
absteigen. Ein Blick auf die Uhr macht uns klar, dass es heute kein Abendessen
im Restaurant gibt. Wir haben unsere Zeitzone verlassen und sind jetzt eine
Stund später dran. Um 23.30 Uhr gibt es dann „Fertigfraß“ im Hotelzimmer.

Über mich

Auf diesen Seiten

stelle ich mich vor.

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Wer ich bin?

Schwer zu sagen.

Ruhelos, rastlos, getrieben.

Bergsüchtig...

Mit Mischa am Eiger

 

 

 

Vielen Dank an alle

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meine Familie,

meine Kinder.

Mir ist bewusst das es nicht einfach mit mir ist, deshalb

Danke für Eure Geduld und Liebe.

 

 

 

 

 

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© Matthias Fieles