Slowenien: Triglav 2.864m

Bestiegen am 08.06.2006 solo

 

46° 22' 42'' N; 13° 50' 12'' E
46.378199, 13.836544 (Dec Deg)
410527E 5136727N Zone 33 (UTM)

Auf dem Triglav
Triglav Gipfel im Sommer

Lage:

Der Triglav (sprich Triglau) befindet sich im Nordwesten Sloweniens,
nahe der Grenze zu Österreich. Tal-Ort ist Aliazev Dom auf ca. 1000m über Null.
Nächster größerer Ort in der Nähe ist Mojstrana.

 

Besteigung:

Im Sommer ist der Triglav ein beliebter Berg bei den Slowenen, welche diesen dann über den klettersteigartig ausgebauten Süd- oder Nordanstieg begehen.

 

Im Winter ist der Nordanstieg eine recht
ernsthafte Tour. Diese sollte man nur mit entsprechender Ausrüstung und
Erfahrung angehen. Im Sommer ist es deutlich einfacher da hier Stahlseile die
Schwierigkeiten entschärfen und ein Versteigen fast unmöglich machen. Von Mojstrana
fährt man in das Vrata Tal in Richtung Aljazev Dom. Hier kann man das Auto auf
einem Parkplatz abstellen und den Markierungen folgen. Vorbei an einer Hütte
mit Restaurant geht es dann Richtung Klettersteig. Der Weg ist gut markiert und
einfach zu finden.

 

Der Anstieg von Süden ist deutlich flacher,
dafür länger und erfordert im Winter je nach Bedingungen einige Erfahrungen und
bergsteigerisches Können. Im Winter ist man hier mit Tourenski oder
Schneeschuhen sicher besser unterwegs als zu Fuß. Von Mojstrana kommend hält
man sich in Richtung Radovna in das Krma Tal

(sprich Karma). Hier gibt es auf ca. 850 hm
einen Parkplatz im Wald. Ab hier zu Fuß (noch 2000 Höhenmeter!) auf einem gut
sichtbaren Wanderweg dem Tal bergaufwärts folgen. Nach dem man den Wald
verlassen hat, peilt man eine gut sichtbare Scharte an und steigt weiter
aufwärts. Lange bevor man diese Scharte erreicht, auf einer größeren sumpfigen Wiese
hält man sich rechts, hier zum Teil schlechte Wegmarkierungen. Wenn man dann
wieder auf den deutlich ausgeprägten Pfad kommt, diesem folgen und vorbei an
der durch eine Lawine zerstörten (erst kürzlich gebauten) Hütte auf 1.400m, zum
Teil recht steil weiter aufsteigen. Die Kredarica Hütte und die meteorologische
Station des slowenischen Militärs auf 2.541m, sieht man erst kurz bevor man
diese erreicht hat. Hier kann man im Sommer gut übernachten, allerdings soll
eine Reservierung die Chancen auf ein Bett deutlich erhöhen. Im Winter
verdienen sich die Leute vom Militär einige Tollar dazu indem sie die
Bergsteiger bewirten, was sie wahnsinnig freundlich, gut und preiswert machen.

 

Von der Hütte steigt man erst ca. 100 Höhenmeter ab in Richtung Einstieg des Südgrats.

Hier hält man sich dann Richtung Grat (der Weg ist logisch) und folgt dem Grat dann bis zum
Gipfel. Einige Stellen mit leichter Kletterei sind im Sommer sicher keine
Schwierigkeit, unter winterlichen Bedingungen allerdings, auf vereisten Felsen, mit rutschiger Schneeauflage empfand ich diese Stellen als recht heikel.

 

Tipps: Gebietskarte „Planinska zveza Slovenije,
Planinska založba št. 152“ – Triglav, vom Geodetski inštitut Slovenije im
Maßstab 1:25 000 ist wirklich brauchbar, Routen sind eingezeichnet, die Legende
der Karte ist in slowenischer, englischer, deutscher und italienischer Sprache.
Auf der Rückseite der Karte sind die Hütten der Umgebung inkl. Bild und
Höhenangaben verzeichnet.

  

Die Geschichte zur Tour:

Mal wieder war eine Geschäftsreise schuld, sie
führte mich nach Ljubljana der Hauptstadt Sloweniens. Als meine Termine
schneller erledigt waren als gedacht, überlegte ich mir was ich mit der
gewonnenen Zeit anfangen könnte. Der 
Rucksack mit der Wanderausrüstung lag im Kofferraum, die
Hochtourenstiefel fuhren schon einen ganzen Monat mit meinem Auto mit. Also was
lag näher als einen weitern Berg in die Sammlung einzuordnen. Ich war auf
Sommer eingestellt. In den Alpen waren die Schneehöhen am abnehmen und in den
Mittelgebirgen hatte längst der frühe Sommer Einzug gehalten. Los geht’s, kurz
auf die Karte geschaut, in Ljubljana nach dem Weg und den Bedingungen gefragt
und dann der erste Schock. Dort dürfte noch richtig Winter sein, hieß es.
Eigentlich wollte ich es nicht glauben und da der Umweg nicht sehr groß war
beschloss ich es trotz Winter zu versuchen. Die Autobahnen in Slowenien sind so fern
vorhanden gut ausgebaut, kosten aber relativ viel Maut. Relativ schnell war ich
in Mojstrana und ich begann, meinem ursprünglichen Plan eine Nacht im Tal zu
übernachten und dann am nächsten Tag zu starten, zu verwerfen. Eventuell gehe
ich noch heute los. Also in den nächste Dorfladen rein, etwas zum Essen und
Trinken gekauft und weiter in den Nationalpark. Durch unglaublich wilde Täler
und schmale zum Teil unbefestigte Strassen geht es bis zum Ausgangspunkt
Aljazev Dom auf ca. 1000m. Hier gibt es recht gute Ausschilderungen und
Wegweiser. Das Auto kann man auf einem Parkplatz abstellen. Ich packte meine
Sachen und startete Richtung Einstieg zur Tour durch die Nordwand. Diese sei
mit einer Art Klettersteig versehen und stellt für einen durchschnittlichen
Bergsteiger kein Problem dar, soweit die Theorie. Da ich wie schon erwähnt auf Sommer
eingestellt war fehlten mir Pickel, Steigeisen und dicke Handschuhe. Nach ca. 1
Stunde gab ich auf, der Schnee war mir zu hoch, es war schon unten im Tal kaum
ein durchkommen, hier hätten mir Schneeschuhe sicher geholfen. Wenn die
Bedingungen hier unten schon so schwierig waren, wie sah es dann erst oben aus?
Enttäuscht machte ich mich auf den Rückweg. In einer bewirteten Hütte am
Ortsrand kehrte ich ein und überlegte evtl. doch zu übernachten und am nächsten
Tag die notwendige Ausrüstung aufzutreiben. Im Restaurant kam ich mit einigen
Einheimischen ins Gespräch, diese so stellte sich heraus waren alle erfahrene
Bergsteiger und zwei von Ihnen Bergführer aus der Gegend. Nach dem üblichen
„Woher und Wohin“ erklärte ich mein Vorhaben und stieß auf offene Ohren. Sie
fanden die Idee mit den europäischen Bergen großartig und wollten mir sofort
helfen. Einer der Bergführer sagte wenn wir sofort aufbrechen kann ich bei ihm
die Ausrüstung leihen, Bedingung war aber das ich nicht über die Nordseite
gehe, da hier allein in diesem Jahr schon 5 Tote zu beklagen waren. Der Weg
über den Südgrat aus dem Kmartal sei einfacher und sicherer.

Plötzlich waren wieder alle Optionen offen.
Freudig zahlte ich meinen Kaffee und zog mit meinen neuen Bekannten, der sich
Mlekuž Klavdij nannte, los. Am Parkplatz angelangt stieg er in seinen
klapprigen Golf und ich hatte Mühe mit meinem Auto hinterher zu kommen. Wieder
in Mojstrana angekommen führte er mich in seine Garage und zeigt mir eine
stattlich Sammlung an Bergsteiger Ausrüstung. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich
alles was ich benötigte zusammen und wollte den Preis verhandeln. Er sagte nur:
„ Wenn Du zurückkommst gib die Sachen wieder ab, sollte niemand da sein, leg
alles einfach vor die Garage.“ Das war echte Gastfreundschaft!

Er erklärte mir noch den Weg und verabschiedete mich und schärfte mir ein mich zu beeilen,

 um vor der Dunkelheit an der Meteorologischen Station des slowenischen Militärs zu sein.

Dort könnte ich dann auch übernachten.

 

Nun ging es doch noch los. Ich fuhr durch die
unglaublich wilde und schroffe Landschaft in das Kmartal und hier bis zum Ende
der Piste auf 850m. Auto abstellen, Rucksack auf und ab ging es. Die Freude
doch noch auf den Berg zu kommen trieb mich an. Gegen 15.30 Uhr war ich am Auto
gestartet, gegen 22.00 Uhr wird es wohl Dunkel werden, also genug Zeit. Erst
entlang dem Flüsschen Kmar, dann steiler bergauf durch einen von Lawinen
zerstörten Wald. Hier musste ich dann mit einem besonders
tückischen Phänomen fertig werden. Der Weg war durch die Lawine verschüttet,
die Markierungen zerstört oder bedeckt. Ständig entspannten sich die jungen
Bäume wenn ich darüber lief, sie schnellten dann wie Peitschen aus dem Schnee
hoch, nicht ganz ungefährlich. Die Landschaft war großartig und einsam, kein
Mensch weit und breit. Am Ende des Waldes fand ich dann wieder Wegmarkierungen
und kam dann wieder schneller voran. Auf 1.400m stand ich dann vor der völlig
zerstörten Kmar Hütte. Diese wurde erst vor einiger zeit komplett neu aufgebaut
und auch technisch modernisiert. An gleicher Stelle stand die alte Hütte viele
Jahre, sie war aber etwas niedriger und hatte so bisher alle Lawinen
überstanden. Die neue größere Hütte bot offensichtlich zuviel Fläche und wurde
so von einer Lawine aus dem Fundament gerissen. Von hier ging es dann zum Teil sehr
steil und rutschig weiter Richtung Kredarica Hütte. 19.20 Uhr kam ich dort an.
Unter 4 Stunden für 2000 Hm, ich war stolz. Alles hier oben war noch tief verschneit. Für
Anfang Juni war es auch ziemlich kalt. Scheinbar war auch kein Mensch außer mir
unterwegs. Als ich in die Nähe der Meteo Station auf 2.500m kam. Öffnete jemand
die Tür und fragte ob ich übernachten möchte. Man war ich froh dass hier Leute
waren. Er zeigte mir meinen Schlafplatz und erkundigte sich nach meinen
Wünschen zum Abendessen. Das war hervorragend, das trockene Zeugs konnte im
Rucksack bleiben und ich wurde bekocht. Außer mir waren noch zwei französische
Bergführer in der Hütte, diese hatten gerade eine Alpenquerung begonnen. Sie
waren in Wien gestartet und wollten die kompletten Alpen, bis zu den Pyrenäen
zu Fuß überqueren. Das ganze war für ein soziales Projekt in Nepal gedacht. Der
Triglav sollte nun der erste richtige Berg auf der Tour werden.

 

Am nächsten Morgen, startete ich vor dem
Frühstück, nur mit einer Tasse Tee im Bauch ging es los. Erst einige Zeit
bergab, dann zum Einstieg auf den Grat, schließlich über den Südgrat nach oben.
Es waren echte Schei… Bedingungen. Eis auf den Felsen, der Schnee durch den
Sturm hart wie Stein, mehr als einmal überlegte ich mir die Sache wieder
abzubrechen. Auf dem Grat ging ein fürchterlicher Sturm,
allerdings wurde der Weg jetzt deutlich einfacher. Kurz vor dem Gipfel traute
ich meinen Augen kaum, die ca. 7 bis 8m hohe Gipfeltonne, die ich von einer
Postkarte aus der Hütte kannte, schaute keinen Meter aus dem Schnee heraus und
neben der Tonne die den höchsten Punkt hier oben kennzeichnet, hatte sich eine
zig Meter hohe Schneewehe gebildet die nun der höchste Punkt war.

Es war so stürmisch und kalt das ich es nur Minuten am Gipfel aushielt.

Ich machte mich sofort wieder an den Abstieg. Am Ende
des Grates kamen mir dann am Beginn der Kletterstellen die beiden Franzosen
entgegen. Wir tauschten noch ein paar Infos und Höflichkeiten aus

und setzten dann unsere Wege fort. Später schrieben sie mir

per Mail, das auch sie diese Tour als sehr ernsthaft empfanden.

 

Nach einem guten Frühstück in der Hütte machte ich mich wieder auf den Rückweg.

Der Weg durch die Lawinenzone wurde noch zur echten Quälerei und dauerte scheinbar ewig.

Kurz vorm Parkplatz raubte mir dann noch die Begegnung mit einer Schlange die letzten Nerven. Das Vieh lag mitten auf dem Weg und zischte mich an. Mit einem Stock beförderte ich völlig genervt
das Tier 4 bis 5 Meter den Abhang herunter, wo es sich laut zischend davon machte. Das waren jetzt echt genug Abenteuer! Am Auto angekommen war die Tour ja  noch nicht zu Ende, mir standen

noch 11 Autostunden bevor.

 

Besonders beeindruckt hat mich auf dieser Tour die Freundlichkeit und Gastfreundschaft der Slowenen. Überall hatte man mir bereitwillig geholfen, dafür Danke. Die beiden Franzosen, Dave und Jean-Poul, haben mir im September geschrieben, dass sie ihre „La grande traversee“ beendet
haben und nun an einem Buch und Vorträgen darüber arbeiten werden. Sollte ich
jemals in die Pyrenäen kommen und das werde ich müssen um den höchsten Berg von
Andorra zu besteigen, bin ich herzlich eingeladen.

 

Über mich

Auf diesen Seiten

stelle ich mich vor.

Versuche es.

Wer ich bin?

Schwer zu sagen.

Ruhelos, rastlos, getrieben.

Bergsüchtig...

Mit Mischa am Eiger

 

 

 

Vielen Dank an alle

Unterstützer, 

Freunde,

Tourenbegleiter,

meine Familie,

meine Kinder.

Mir ist bewusst das es nicht einfach mit mir ist, deshalb

Danke für Eure Geduld und Liebe.

 

 

 

 

 

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© Matthias Fieles