Slowakei: Gerlachovsky Stit / Gerlachspitze 2.654m

Bestiegen zusammen mit Edith am 04.10.2013

Überschreitung, über den Ostgrat hoch und Abstieg über das Süd Couloir

 

49° 9' 51'' N; 20° 8' 2'' E
49.164262, 20.133845 (Dec Deg)
436856E 5446077N Zone 34 (UTM)

Gerlachovsky Stit 2.654m

 

Unsere Tour:

Anreise mit dem Flugzeug von Zürich nach Wien. Von hier mit dem Mietwagen nach Tatranska Polianka. In Tatranska Polianka der Ausschilderung in Richtung Sliezsky Dom (Schlesinger Haus) folgen. Von der Hauptstraße ein kleines Stück bergauf, rechts vorbei am Sanatorium, zum Parkplatz. Hier steht groß die Telefonnummer des Berghotel Sliezsky Dom. Nach Anruf dauert es ca. 30 min bis der Fahrer abholt. Die Übernachtung, im frisch renovierten Hotelzimmer, ist äußerst komfortabel. Zwei Personen im Doppelzimmer inkl. hervorragenden Abendessen, Frühstück, Nutzung der Sauna und Transfer vom und zum Parkplatz für 135,-€. Übernachtung im Lager kann man für ca. 25,-€ haben.

Da wir am Freitagmorgen um 6.00 Uhr starten wollen bekommen wir noch am Abend ein üppiges Lunchpaket ausgehändigt. Alles was wir für die Besteigung nicht benötigen lassen wir im Hotel zurück. Es gibt einen Materialraum, hier kann man auch Taschen zurücklassen, wenn man keine zweite Nacht gebucht hat.

Um Punkt 6.00 Uhr gehen wir am Hotel los, es ist sehr kalt, ca. -7°C. Wir folgen dem markierten Wanderweg, in Aufstiegsrichtung rechts am See entlang. Nach einer Steilstufe, rechts an einem Wasserfall vorbei, folgen wir noch kurz dem Wanderweg. Hier zweigt ein sehr schwach ausgeprägter Pfad nach limks ab. Wir folgen diesem und der Pfad verliert sich in einem Geröllfeld. Da wir unsicher sind ob wir die richtige Abzweigung genommen haben, gehen wir zum Hauptweg zurück und folgen diesem. weiter. Nach einer weiteren Steilstufe kommt ein kleiner See, hier waren wir nun sicher dass wir bereits zu weit und zu hoch sind. Wir Traversieren weglos in die Richtung in der wir den Einstieg vermuten. Nach einiger Zeit erreichen wir, ohne Höhenmeter zu verlieren, eine deutliche Spur, folgen dieser aufsteigend in westlicher Richtung, zum Beginn einer tiefen Felsrinne. Hier befindet sich rechts in Aufstiegsrichtung der Einstieg. Vereinzelte Haken und einige Stahlklammern zeigen den Einstieg an. Wir legen Helm und Gurt an. Der Einstieg ist max. II Grat und kann eigentlich Seil frei gegangen werden.

Nach kurzer Strecke nehme ich das Seil auf und wir gehen Seil frei, da dies weniger Zeit kostet.

Der weitere Weg ist durch einige Trittspuren gekennzeichnet, man muss die Augen gut aufhalten um die Spuren, fehlende Flechten auf dem Fels, Kratzspuren am Stein usw., zu sehen. Der Weg führt Steil ansteigend immer, in Aufstiegsrichtung rechts der Felsrinne und zieht in Richtung einer deutlich ausgeprägten Felsscharte rechts neben dem Gipfel Kotlovy Stit.

Durch die Scharte steigt man wieder etwas ab und traversiert, wenige Spuren vorhanden, in Richtung Nordwest oberhalb eines großen Kessels. Nach einigem Auf und Ab geht es steil auf eine Felsrippe. Auch hier kaum Spuren vorhanden! Ab der Felsrippe gibt es offensichtlich zwei Möglichkeiten. Einmal runter durch den Kessel queren und auf der gegenüberliegenden Seite steil durch eine Rinne zum Gipfel. Da bei unserer Tour der Fels z.T. vereist war und Schnee auf den Felsen lag, gehen wir direkt über die Felsrippe nach oben. Die Rippe endet in einem Gendarm auf dem Süd-Ost Grat des Gerlach. Hier steigen wir ca. 30m ab, zu einer deutlich sichtbaren Scharte. Hier ist der Fels so vereist das wir wieder anseilen, Steigeisen anziehen und ich Edith jeweils über zwei Stufen ablasse, selbst dann frei hinterhersteige. An der ersten Stufe ist eine gute Möglichkeit für eine Köpfelschlinge, die zweite Stufe besitzt sogar einen alten Haken. Kurze Traverse und eine weitere Abseilstelle mit Haken. Es geht eine steile Eisrinne runter und am Ende dieser Rinne, kurz durch Felsen und wieder eine steile Rinne in Richtung Nordosten hoch. Die Rinne verliert sich, hier quert man dann auf mehr oder weniger logischem Weg, direkt in eine Scharte, unterhalb des Gipfels und weiter unschwer über den Grat nach oben. (Bis hier sollte man mindestens 4-5 Stunden, ab Hotel einplanen!) Auf Grund unseres „Verhauers“ kurz nach dem Start und der vereisten Felsen benötigen wir deutlich länger.

Wir verweilen uns am Gipfel und genießen das sonnige Wetter und die geniale Aussicht. Den Abstieg wollen wir über die übliche Abstiegsroute nach Süden machen. Es geht eine sehr steile und in unserem Fall mit Schnee gefüllte Rinne herunter. Wir gehen am kurzen Seil. Hier sind keinerlei Sicherungsmöglichkeiten. Wir konzentrieren uns auf jeden Schritt und tasten uns die Rinne herunter. Ich beobachte jede Bewegung von Edith, um das Seil sofort straff ziehen zu können, falls es notwendig wäre. Aber es geht alles gut, wenn auch stellenweise sehr heikel. Der weitere Abstieg geht jetzt mal rechts, mal links an der Rinne entlang. Hier auf Spuren achten und diesen folgen. Die Wegfindung gestaltet sich äußerst anspruchsvoll. Weiter unten verlässt man die Rinne, in Abstiegsrichtung nach links und bleibt leicht oberhalb der Rinne und steigt weiter ab, einige Spuren und Haken vorhanden. Im unteren Bereich finden sich immer wieder alte und neuere Sicherungshaken, sowie Stahlklammern als Tritt- und Griffhilfe. Diese sind zum Teil völlig Schwachsinnig platziert und für Leute unter 1,80m Körpergröße quasi unbrauchbar. (Wenigstens geben diese seltenen Eisenteile einem eine Ahnung wo der Weg lang geht, im Auf- und Aufstieg sahen wir immer wieder abgesägte Haken.)

Die letzten 30m seilen wir ab und steigen dann entlang eines Baches nach unten in den Talboden. Spuren sind erkennbar. Im Talboden geht es auf einem Wanderweg zum See und weiter auf gut markierten Weg zurück zum Hotel. (auch hier mindestens 3-4 Stunden für den gesamten Abstieg einplanen!)

Fazit: Die Gerlachspitze ist ein beeindruckender Berg, der auf Grund seiner relativ geringen Höhe auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Er bietet eine knackige Hochtour. Technische Schwierigkeiten im II Grat, mit Stellen die evtl. maximal im unteren III Grat liegen, sind zu meistern und dies über lange Strecken. Je nach Bedingungen, Schnee, Eis oder Nässe kann das dann recht anspruchsvoll sein. Es gibt reichlich Stellen und Strecken bei denen Stürzen absolut nicht erlaubt ist! Die Orientierung ist sehr anspruchsvoll, da Zeichen, Markierungen oder ähnliches fehlen. Bei schlechter Sicht, Nebel usw. würde ich die Tour nicht gehen!

Viele Sicherungshaken, Ketten und Stahlseile wurden entfernt, sowie die kompletten Markierungen der Routen. Steinmännchen werden angeblich durch die einheimischen Guides zerstört. Das Kartenmaterial „Hohe Tatra“ 1:25000 ist nicht sehr aufschlussreich und taugt nur bedingt für die Besteigung dieses Berges, eher für die grobe Übersicht. Die Karten bei Google Maps sind künstlich verschlechtert. Schaut man die Hohe Tatra dort an, sind die Berge bis zur polnischen Grenze super abgebildet, der slowakische Teil der Tatra ist in schlechter Auflösung, Schlüsselstellen durch Schraffur unkenntlich gemacht (Stand Oktober 2013). Was das soll? Ich habe keine Ahnung! Die Tour darf offiziell nur mit einem einheimischen Bergführer gemacht werden. Ausgenommen von dieser Bestimmung sind befähigte Mitglieder der alpinen Vereine wie DAV, ÖAV oder SAC. Doch wer will die Befähigung prüfen? Auf Grund meiner Hochtourenführer Lizenz hatte ich, hinsichtlich einer Besteigungsgenehmigung, keine Probleme erwartet.

Die Slowaken beklagen, dass es immer wieder Probleme speziell am Gerlach gibt. Mit den Zutrittsbeschränkungen und Rückbau der Sicherungen soll wohl der Zustrom der Gerlachbesteiger geregelt und verringert werden. Trotzdem kommt es immer wieder zu Unfällen mit Verletzten und Toten. Vielleicht ja auch gerade weil die Orientierung künstlich erschwert wird. Die jetzige Situation entspricht in keiner Weise meiner persönlichen Vorstellung des freien Zugangs der Berge. Vermutlich stehen eher wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund, eine Besteigung mit einheimischen Bergführer kostet bei einem Gast (Stand 2013) 336,-€. Ein Schelm wer Böses dabei denkt…

 

Fazit:

Der Berg befindet sich in einem Nationalpark, tolle saubere Landschaft, reizvolles Ambiente und zumindest während unserer Besteigung im Oktober, nicht überlaufen.

Uns hat der Gerlach ordentlich gefordert. Hochtourenerfahrung, alpine Klettererfahrung und ein gutes Auge für den Routenverlauf sollte man auf jeden Fall haben, ansonsten bitte besser mit Guide gehen! Der Aufstieg über die Abstiegsroute ist sicher etwas einfacher, da die Routenfindung logischer verläuft. Weniger anstrengend oder technisch einfacher ist diese Variante aber nicht wirklich.

Man sollte ca. 9 bis 10 Stunden für die Tour einplanen, es sind 1.100 Höhenmeter zu bewältigen und für die komplette Runde etwa 14 Kilometer Distanz einzuplanen. Matthias Fieles

Am Gipfel der Gerlachspitze 2.654m

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