Kroatien: Dinara 1.831m

Bestiegen am 03.08.2006 solo

Bestiegen am 17.08.2009 mit Edith und Ante

44° 3' 49'' N; 16° 23' 0'' E
44.0636599, 16.38327598 (Dec Deg)
610785E 4879874N Zone 33 (UTM)

Am Gipfel

Lage:

Die Dinara befindet sich im gleichnamigen Gebirgszug (Dinarische Alpen)
westlich der Ortschaft Knin, nahe der Grenze zu Bosnien. Auf verschiedenen
Internetseiten wird darauf hingewiesen das der Troglav (1.913m), nur einige
Kilometer weiter südlich, zwar der höchste Berg des Gebirgszuges sei aber
komplett auf bosnischen Gebiet liegt. Vor Ort in Knin wurde mir dann noch von
zwei Männern erzählt das der wahre höchste Punkt Kroatiens auf einer „Strasse“
direkt an der Grenze zu Bosnien liegen würde, diese sei höher als die Dinara.
Meine Recherche hierzu ergab: südöstlich der Ortschaft Knin, einige hundert
Meter südlich der Ortschaft Kijevo, zweigt ein Weg in Richtung bosnische Grenze
ab zur Ortschaft Uništa (Übersetzt soviel wie „Nirgendwo“). Der Ort liegt
einige hundert Meter hinter der Grenze und gehört zu Bosnien. Im Ort Uništa
endet der Weg, die Ortschaft ist also nur über kroatisches Gebiet erreichbar.
Etwa einen Kilometer südwestlich befindet sich der Gipfel Bat welcher mit
1.851m Höhe die Dinara tatsächlich um 20m überragt. Aber auch dieser Punkt ist
komplett auf bosnischem Gebiet!

 

Besteigung:

In Knin bietet sich ein Hotel am Ortsrand als preiswerte und gute
Unterkunft an. Man kann anscheinend auch in der Berghütte des Kroatischen
Bergsteigervereins (Planinarskar Kuća „Brezovac“ Dinara) übernachten, leider war
es mir nicht möglich jemanden zu finden, der dazu Auskunft geben konnte. Die
Hütte selbst fand ich auf dem Hin- und Rückweg verschlossen.

 

Vom Hotel fährt man ca. 500m auf einer asphaltierten Strasse Richtung Osten

und folgt dabei den Ausschilderungen Richtung Dinara. Es zweigt ein schmaler

Weg zwischen einigen Höfen ab, dieser geht in einen unbefestigten Weg über.

Diesem Weg folgt man bis zum Plateau Suho Polje auf ca. 830m. Ab und zu
gibt es Markierungen am Straßenrand auf Steinen. (Hauptstrasse bis Suho Polje  10,5 KM.) 

Diese Strecke kann mit einem normalen PKW bedingt befahren werden. Am

Plateau lässt man sein Fahrzeug stehen und folgt der Markierung in
Richtung Hütte. Mit einem geländegängigen Fahrzeug kann man die Absperrung links

umfahren und noch bis zu einer Schaffarm auf 1080m weiter fahren (ca. 5
KM). Achtung: am Plateau unbedingt den rechten Weg an der Gabelung nehmen.

Links landet man irgendwann zwischen zerschossenen Panzern, Munitionsresten

und alten Stellungen aus dem Krieg. Es ist nicht ausgeschlossen, dass noch Landminen im Gelände
liegen! An der Schaffarm habe ich das Auto abgestellt, ab hier ist man zu Fuß dann auch nicht langsamer. Ganz Faule können es mit Vorsicht und einem entsprechend guten Geländewagen bis zur Hütte schaffen. Mir war’s zu heikel. Mehrere Autowracks links und rechts am Wegesrand zeugen von etwas weniger erfolgreichen Fahrern. Eventuell stammen die Wracks aber auch noch aus

dem Krieg. Von der Farm bis zur Hütte benötigte ich zu Fuß ca. 20 Minuten. An der Hütte der Ausschilderung und einer Fahrspur, die mal mehr, mal weniger ausgeprägt

ist, folgen. Erst durch den Wald. (Auf Markierungen achten.) Einige Zeit nachdem

man den Wald verlassen hat kommt rechts ein markanter Steinblock auf ca. 1.350m,

zwischen diesem und einem Fels der Markierung folgen, man verlässt jetzt denn

„gut“ sichtbaren Weg und folgt einer sehr schwach ausgeprägten Pfadspur bis zum Gipfel. Kurz vor
dem Gipfel ist noch eine leichte Kletterei durch Geröll und eine Rinne zu bewältigen, technisch allerdings absolut problemlos. Es gibt Markierungen. Der Weg von der Hütte bis zum Gipfel ist mit 2.h50min angegeben, ich benötigte deutlich weniger Zeit. An der Farm, auf 1.080m, startete ich um 8.05 Uhr. Kam gegen 8.25 Uhr an der Hütte vorbei, war um 10.18 Uhr am Gipfel und zurück am
Auto um 12.00 Uhr. Auf dem Hinweg hatte ich noch Zeit verloren, weil ich eine Abzweigung verpasste.

Tipps:Gebietskarte „Smand Map Planinarska Karta“ in der Touristeninfo an der
Hauptstrasse in Knin erhältlich. Man sollte nicht von den Wegen abweichen, das Gebiet ist zum Teil noch vermint. Diesen Rat gab man mir in Zagreb in der Geschäftstelle des Kroatischen Bergsteiger Vereins.  

      

Die Geschichte zur Tour:

Eine Geschäftsreise brachte mich nach Zagreb. Für meine Termine waren 3
Tage eingeplant und ich wollte dann das kommende Wochenende nutzen, um einen
weiteren Gipfel in meine Sammlung einzureihen.

In der Geschäftsstelle des Kroatischen Bergsteiger- und Höhlenforschervereins,
mitten in der wunderschönen Altstadt von Zagreb, holte ich mir abends bei einem
Bierchen und gemütlicher Atmosphäre Informationen zu meinem Ziel. Hier erklärte
man mir, dass es eine gute Lebensversicherung wäre auf dem Weg zu bleiben, da
in den Bergen noch reichlich Minen und Munition liegen würden.

 

Alles lief wie am „Schnürchen“ und schon bald war ich, fast einen
ganzen Tag früher als geplant, unterwegs in Richtung Südkroatien. Die Karte
zeigte mir, dass ich bei Svaty Rock die Autobahn verlassen muss, um dann
Richtung der bosnischen Grenze in das kroatische Hinterland zu gelangen. Mein
Mietwagen, ein nicht sonderlich geländegängiger Renault Scenic sollte nun bald
die ersten unbefestigten Strassen seines bisher recht kurzen Autolebens kennen
lernen. Durch einige Ortschaften, mit Ruinen, —die Mahnmalen gleich— an den
Krieg erinnerten, welcher hier auf den Tag genau vor 10 Jahren begonnen hatte,
fuhr ich Richtung Knin.

Es war seit Tagen unglaublich heiß, Temperaturen um und über 40°C
begleiteten mich in Kroatien. Über den Bergen am Horizont türmten sich riesige
Gewitterwolken auf und erste Zweifel ob meines Vorhabens kamen in mir hoch.

In Knin angekommen organisierte ich mir erst einmal eine Gebietskarte
und versuchte Informationen über die Route und Besteigungsmöglichkeiten
herauszufinden. Allerdings nicht sehr erfolgreich. Die Menschen hier haben
einfach andere Sorgen, als auf irgendwelche „Hügel“ zu klettern. In der
Polizeistation der Stadt fragte ich nach, man war sehr freundlich, aber
richtige Auskunft konnte ich auch hier nicht bekommen. Mit der Bitte, mich nach
meiner Rückkehr kurz zu melden, wurde ich freundlich aber bestimmt
verabschiedet.

Am Ortsrand fand ich dann ein recht passables Hotel, mit guter
kroatischer Küche und hochprozentigen kroatischen Getränken. Der Hotelier
erklärte mir ungefähr den Weg in Richtung Dinara, kannte aber sonst keine
Details der Route. Er warnte nur vor schweren Unwettern die für den kommenden
Tag angesagt waren.

Am Abend beim Bier kam ich dann mit Einheimischen ins Gespräch. Diese
fragten nach dem Woher und Wohin. „Kurz“ erläuterte ich ihnen warum ich da war
und sie erzählten mir eine für mich unfassbare Geschichte:

 

Nahe der Ortschaft Knin, einige hundert Meter südlich des Ortsausgangs der
Ortschaft Kijevo, soll eine Strasse abzweigen in Richtung Uništa und in diesem
Ort enden. Der Ort dessen Name soviel wie Nirgendwo bedeutet, liegt in Bosnien,
kann aber nur über Kroatisches Gebiet erreicht werden. Besagte Strasse soll
höher sein als die Dinara und kurz vor der Grenze den wahren höchste Punkt
Kroatiens darstellen. Sofort ging ich in mein Zimmer und prüfte in der Karte das
soeben Gehörte, aber ich hatte Zweifel ob das so stimmte. Der Maßstab meiner
Karte war einfach zu grob um hier genaueres festzustellen. Ich beschloss dass
ich trotzdem an meinem Plan, die Dinara zu besteigen, festhalten werde. Sollte
die Zeit reichen würde ich alles vor Ort prüfen. Denn tatsächlich gab es
verdammt nahe an der Grenze einen Berg namens Bat auf der Karte, welcher mit
1.851m um 20m höher als die Dinara ist. Sollte das stimmen, würden einige
Listen zu den höchsten Bergen der europäischen Länder nicht korrekt sein.

 

Ich beschloss frühzeitig zu starten um Zeitreserven zu haben. Die
Gewitterwolken hatten sich in der kühlen Nachtluft wieder aufgelöst, trotzdem
war die Luft sehr diesig und ich sagte mir: „Bis Mittag musst du wieder am Auto
sein.“

Vom Hotel fuhr ich dann ungefähr einen halben Kilometer auf einer
Asphaltstrasse um dann auf eine wirklich üble Schotterpiste zu treffen. Die Aussage des Hoteliers: “Is it
your car, walk! - Is it a rent a car, go a way!“- kam mir wieder in den Sinn. Über besagte Piste ging es mehr als 10 Kilometer bis zu einem
Hochplateau, welches als „Suho Polje“ auf ca. 830 Hm in der Karte verzeichnet
ist. Hin und wieder waren Markierungen auf Steinen am Wegrand und auf dem Weg
lag über die ganze Strecke ein roter Faden. Den ich aber erst viel später
wirklich bewusst wahrnahm.

Am Plateau angekommen fiel mir zuerst ein Grab, dann einige Reste
militärischer Stellungen auf. Hier gabelte sich der Weg und beide Wege waren mit
Erdwällen versperrt. Normalerweise stellt man sein Auto hier ab. Nach kurzem
Bedenken entschloss ich mich dazu, die Absperrung mit etwas Anlauf zu umfahren
und so nochmals einige Kilometer mit dem Auto zurück zu legen. Mit einem
geländegängigen Fahrzeug, welches über mehr Bodenfreiheit als ein normaler PKW
verfügt, wäre das alles ein viel kleineres Problem gewesen. Ich sehnte mir meinen
Volvo XC 90 herbei. Der arme Renault rutschte und jaulte sich die steiler
werdende Piste hoch, wobei diverse größere Brocken mal mehr, mal weniger heftig
gegen den Unterboden klopften. Nach links fiel die Strasse sehr steil ab. In
unregelmäßigen Abständen lagen Autowracks von offensichtlich weniger
erfolgreichen Fahrern unterhalb der Böschung.

„Auf was habe ich mich da wieder eingelassen“, ging es mir durch den
Kopf. Aber irgendwie schaffte ich die nächsten 5 Kilometer und kam zu einer
Schaffarm auf ca. 1080 Hm. Hier arbeiteten vor einer erbärmlichen Hütte zwei
Männer und eine Frau. Diese staunten nicht schlecht als da ein Auto angefahren
kam. Da ich kein Wort kroatisch und die Leute kein Wort deutsch oder englisch
konnten, mussten wir uns mit Händen und Füssen verständigen. Ich zeigt Richtung
Berge und sagte Dinara, der ältere der beiden Bauern zeigte auf den Himmel und
sagte Bumm, Bumm.

Ich versuchte wiederum zu erklären, dass ich sehr schnell sein wollte
und dass das Gewitter sicher erst gegen Mittag beginnen würde. Natürlich konnte
er keine Ahnung von meinem gespaltenen Verhältnis zu Gewittern haben und er
wurde nicht müde mir das herannahende Wetter lebhaft zu schildern. Aber so nah
vor dem Ziel wollte ich einfach noch nicht umkehren. Dann begriff er dass ich auf
jeden Fall gehen will und er erklärte mir, ich soll das Auto dort bei ihnen abstellen,
er werde darauf aufpassen. Nun schulterte ich den Rucksack und marschierte los.
Es war gerade 8.00 Uhr morgens und die Luft wurde immer diesiger, Nebel zog auf
und der Wind wurde etwas stärker. Was nach den Tagen der großen Hitze aber eher
angenehm war. 20 Minuten später stand ich vor der Hütte des Kroatischen
Bergsteigervereins namens Planinarskar Kuća „Brezovac“ Dinara. Sie war
verschlossen und ich ging weiter, den Markierungen und dem geheimnisvollen
roten Faden folgend. Die Wegspur wurde immer undeutlicher und ging dann
irgendwann in eine überwachsene Fahrspur über, die gerade noch zu erkennen war.
Ich stapfte durch das Gras und ärgerte mich über die immer dichter werdenden
Wolken, ohne die der Berg längst zu sehen sein müsste. Der Weg war nun
endgültig nicht mehr zu sehen und ich hatte jetzt auch schon längere Zeit keine
Wegmarkierung mehr entdecken können. Vor mir tat sich ein Kessel auf an dessen
Rand Gebilde aus Kalkstein standen, die wie eine Festung aussahen. Dann stand
ich an einer Kante und schaute in ein weites Tal hinein. Shit, ging es mir
durch den Kopf, das kann unmöglich der richtige Weg sein. Die Landschaft da
unter mir dürfte sicher schon zu Bosnien gehören. Jetzt fielen mir all die
Warnungen, den Weg nicht zu verlassen wieder ein. Vorsichtig, mit Schweißperlen
auf der Stirn und einer gehörigen Portion Angst, ging ich in meiner Spur, wobei
ich so weit es ging immer auf die von mir umgeknickten Grashalme trat, wieder
zurück. Auf ca. 1.350m zweigte ein schmaler Pfad ab, hier bemerkte ich wieder
meinen „Freund“ den roten Faden. Den ich von nun an nicht mehr aus den Augen
lies. Auch hier waren die Spuren des Krieges nicht zu übersehen,
Munitionskisten und zerfetzte Militärstiefel lagen als stumme Zeugen der
Geschichte hier im Gras. Nach einigen technisch unschwierigen Höhenmetern und leichter
Kletterei durch eine Schuttrinne erreichte ich den Gipfel. Hier endete auch der
rote Faden und war einige Male um die Gipfelmarkierung gewickelt. Jemand hatte
diesen über viele Kilometer bis zum Gipfel gelegt. Wie zur Belohnung riss nun
die Wolkendecke für einige Augenblicke auf und ich konnte für einige Sekunden
einen Blick auf diese wunderschöne wilde Landschaft werfen. Nach dem
obligatorischen Gipfelfoto und meinem Eintrag in das Gipfelbuch flüchtete ich
vor dem heranziehenden Wetter talwärts.

 

Der Weg war jetzt absolut klar, der rote Faden leitete mich und je
näher das schlechte Wetter kam, umso schneller wurde ich. Ca. 15 Minuten bevor
ich das Auto erreichte begann es dann zu regnen, erst wenige riesige Tropfen,
dann immer heftiger. Gegen 12.00 Uhr war ich wieder am Auto. Erstaunt schaute
der Bauer auf sein Handgelenk und tippte die ganze Zeit auf eine nicht
vorhandene Uhr. Dann streckte er zum Zeichen der Anerkennung den Daumen nach
oben. Ein riesiger Hund kam mir entgegen und schaute mich neugierig an. Der
Bauer, seine Frau und sein Sohn luden mich in das Haus ein und wollten mir
etwas zu Essen anbieten. Der Anblick der sich mir im Haus bot, verschlug mir
aber nicht nur die Sprache sondern auch meinen sonst grundsätzlich vorhandenen
Appetit. Tausende Fliegen schwirrten in der Hütte herum, alles war schwarz von
einer offenen Feuerstelle, alles stank fürchterlich nach Rauch, welcher vom
Feuer durch den Raum zu einem Loch im Dach 
zog. Ein altes klappriges Bett diente hier als Sitz und sicher auch als
Schlafgelegenheit. Alles war kaputt oder behelfsmäßig hergerichtet. Schnaps war
allerdings ausreichend vorhanden. Ich blieb einige Minuten, bedankte mich für
das Hüten des Autos und musste noch einen zweiten Schnaps trinken. Alls ich
Geld für den Schnaps hinlegen wollte erklärte man mir, dass das nicht gewünscht
sei und man mich gern eingeladen hatte.

Der Regen hatte sich mittlerweile zu einer Sintflut gesteigert, es
donnerte und blitzte ständig. Langsam tastete

ich mich mit meinem Mietwagen den Berg herunter. Im dichten Regen muss
ich dann am Plateau zu weit rechts abgebogen sein, denn plötzlich stand ich
inmitten zerschossener Panzer, Stellungen und Grabhügeln.

 

Als ich die Asphaltstrasse kurz vorm Ort erreichte, stand das Wasser
Zentimeter hoch auf der Strasse, regelrechte Flüsse durchzogen die Landschaft.
Ich fuhr an der Polizeistation vorbei in die Stadt und dann weiter in Richtung
Kijevo. Hier stellte sich dann heraus dass die Strasse an keiner Stelle die
1.000m Marke überschreitet und der Bat wirklich komplett auf bosnischem Gebiet
liegt. Damit wurde wieder ein weiterer Stein, vom höchsten Punkt eines europäischen
Landes, in meine Sammlung eingegliedert

Über mich

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Ruhelos, rastlos, getrieben.

Bergsüchtig...

Mit Mischa am Eiger

 

 

 

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© Matthias Fieles